Italien Rundschau - Zeitschrift für italienische Philatelie und Postgeschichte

Italien Rundschau Heft 68 Januar 2012

Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Italien im BDPH e.V.

Titelseite der Italien Rundschau Heft 68 Januar 2012

Italien Rundschau Heft 68 Januar 2012

Arbeitsgemeinschaft Italien im BDPh e.V.; Merseburg, 2012

Schlagworte: Arge Italien im BDPh e.V.

Artikel/Beiträge

Andreas Hohmann Ammende Mod. 162 - und noch ein Nachtrag
Schlagworte: Formulare

Jürgen Glietsch Herr Jürgens auf der Jagd nach der Dani-Stempelmaschine oder: Besuch bei den Wurzeln der Fürstenfamilie Thurn und Taxis
Schlagworte: Cornello dei Tasso Enrico Dani Maschinenstempel Postautomation Thurn und Taxis

Andreas Hohmann Hinterm Horizont geht's weiter - Dauerserie Siracusana Teil 1
Schlagworte: Studien zu einzelnen Marken / Markenserien

NN Inhaltsverzeichnis "Italien-Rundschau" Jahrgänge 2002 - 2011 (Nr. 39 - 68)
Schlagworte: Arge Italien im BDPh e.V.

August Karl Noch einmal "Manoscritti" und andere großformatige Briefe
Schlagworte: Manoscritti

Rezension aus Italien Rundschau Heft 68 Januar 2012

Lutz - Stamcar: Provinz Laibach

2. Erweiterte Auflage; Villingen-Schwenningen, 2011

Dem in diesem Band behandelten Gebiet können sich Philatelisten und Postgeschichtler aus drei verschiedenen Richtungen nähern: ausgehend vom Sammelgebiet Jugoslawien und Nachfolgestaaten sowie von den Besetzungsausgaben des Deutschen Reiches und Italiens während des 2. Weltkrieges. Aber auch für Sammler von Feldpost, von Zensurpost, von Kriegsgefangenen-, lnternierten-‚ Fremdarbeiter- und KZ-lnsassen-Post und auch von Partisanenpost bietet dieses Gebiet etwas. Und sie alle finden in diesem jetzt in zweiter Auflage vorliegenden Buch eine Fülle von Informationen. Darin liegt aber auch ein gewisses Problem des Buches: es fällt dem Leser nicht leicht, innerhalb dieser Informationsflut die Übersicht zu behalten. Der Rezensent vermisste des öfteren den „roten Faden“, der die vielen Details miteinander verbindet und durch den Wichtiges von weniger Wichtigem geschieden wird. Das ist zum Teil bereits dem Aufbau des Bandes geschuldet. In ihm sind drei voneinander weitgehend unabhängige und selbständige Ausführungen vereint, was bereits im sperrigen Buchtitel seinen Ausdruck findet. Dabei er- gibt sich, dass der Teil II - der Zeitzeugenbericht von M. Stamcar - eine wichtige, oft zitierte Quelle für die Ausführungen von HD. Lutz im ersten Teil des Buches ist.
Diese kleine Einschränkung schmälert den Wert des Buches aber in keiner Weise. Die zahlreichen Abbildungen sowohl von zu diesem Gebiet gehörenden Briefmarken mit vielen Detaildarstellungen als auch die Abbildung und Erläuterung einer Vielzahl von postgeschichtlich relevanten Belegen bilden einen wesentlichen Inhalt des Buches. Und alle diese philatelistischen und postgeschichtlichen Informationen sind eingebettet in die Beschreibung der wechselvollen geschichtlichen und militärischen Ereignisse, die sich zwischen 1941 und 1945 in diesem relativ kleinen Territorium abspielten.
Dem Rezensenten - der kein Sammler dieses Gebietes ist und es auch nicht werden wird - erscheint der Teil II von ganz besonderer Bedeutung. Erstmals liegt in deutscher Sprache der Bericht eines Zeitzeugen vor, der unter Auswertung des Postarchivs die Postgeschichte der Provinz Laibach 1941 - 1945 sehr eindrucksvoll schildert. Er gibt detaillierte Informationen aus dem Postalltag und behandelt Themen wie die Gründung des italienischen Postinspektorats, die Organisation der Postverwaltung, die Postämter, die Postverbindungen und Postdienste, das Personal, die letzten Tage der Besetzung. Mit der Veröffentlichung ist eine wichtige postgeschichtliche Quelle gesichert, denn mehrfach findet sich der Hinweis, dass einzelne Stellen des Manuskripts bereits nicht mehr lesbar sind.
Zusammenfassend kann gesagt werden: ein Werk, ohne das kein ernsthafter Sammler auch nur eines der behandelten Gebiete auskommen kann.

Autor: Dr. Jürgen Glietsch

Alessandro Arseni: Collezione Fenice. Egitto. Servizi Postali Marittimi degli Uffici Italiani 1863 - 1880

Auktionshaus Felzmann; Düsseldorf, 2011

Es ist eine immer wieder gestellte Frage: Was geschieht mit mit groBen philatelistischen oder postgeschichtlichen Sammlungen, die häufig über Jahrzehnte zum Teil mit einem erheblichen finanziellen Einsatz zusammengetragen wurden und auf lnternationalen Ausstellungen höchste Bewertungen erhalten haben, wenn ihre Besitzer ihre Sammeltätigkeit aus unterschiedlichen Grflnden aufgeben bzw. aufgeben müssen. Haufig befinden sich in derartigen Sammlungen einzigartige Stücke, die nur in wenigen Exemplaren existieren oder gar Unikate sind. AuBerdem ist in ihnen sehr oft ein einmaliges Wissen dokumentiert. Meist werden diese Sammlungen von ihrem Besitzer der dessen Erben bei einer Briefmarkenauktion zur Verwertung eingereicht. Nur im extremen Ausnahmefall übernimmt ein Sammler sie komplett und baut sie weiter aus. Meist wird sie zerlegt und in einer Vielzahl von Losen versteigert, zur Freude einer mehr oder minder großen Anzahl von Philatelisten, die somit ihre eigenen Sammlungen ergänzen und weiter ausbauen können. Das in ihnen gespeicherte Wissen geht dabei zumindest in seinen Zusammenhängen zum großen Teil verloren.
Eine andere, viel seltener vorkommende Möglichkeit ist, dass der Sammler das, was er häufig in Jahrzehnten zusammen getragen hat, mit all dem enthaltenen Wissen der Nachwelt erhalten möchte. Die Sammlung wird mit dieser Auflage z.B. einem Museum oder in Deutschland auch dem BDPh übereignet. Die Frage ist, ob das Ziel des Sammlers damit erreicht wird. Denn meist verschwindet in diesen Fällen die Sammlung in einem großen Tresor, in welchem sie häufig über Jahrzehnte völlig unbeachtet und nur im Ausnahmefall einem forschenden Sammler zugänglich lagert.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten seit einigen Jahren einige große Auktionshäuser, die große Sammlungen in Buchform dokumentieren und so in geschlossener Form der Nachwelt erhalten, bevor sie diese anschließend auflösen. Vorreiter war dabei das Auktionshaus Heinrich Köhler in Wiesbaden mit seiner Serie „Edition d'or“, in der in der Zwischenzeit fast 30 Bände erschienen sind.
Nun schließt sich auch das Auktionshaus Ulrich Felzmann aus Düsseldorf diesem Trend an. Zur Monacophil 2011 erschien das hier zu besprechende, in hervorragender Qualität hergestellte Buch. Kernstück bildet die Präsentation von 49 Briefen und einem frankierten Einlieferungsschein für eine internationale Postanweisung. Jeder Beleg ist  ausführlich erläutert. Am Anfang stehen Briefe aus dem Jahr 1863, frankiert mit Marken der IV.
Ausgabe von Sardinien. Besonders beeindruckend sind die 10 vorgestellten Briefe mit
Mischfrankatur: auf ihnen befinden sich sowohl ägyptische als auch italienische Briefmarken, die jeweils die Gebühr für einen Teil der Beförderungsstrecke abgelten. Zu den Top-Raritäten gehören auch zwei Briefe, die die Verwendung von italienischen Portomarken beim Postamt in Alexandria belegen.
Einleitend enthält das Buch kurze Erläuterungen zu den geschichtlichen und postgeschichtlichen Hintergründen, eine detaillierte Aufstellung zu den Postgebühren beim italienischen Postamt in Alexandria, zu den dort eingesetzten Poststempeln sowie zu den englischen, französischen und italienischen Schiffslinien, die Alexandria mit Europa verbanden. Weiterhin ist ein Abschnitt über die italienischen Briefmarken mit „ESTERO“- Aufdruck enthalten. In hervorragender Qualität sind sowohl die verausgabten Marken als Abarten und Archivproben abgebildet.
Den Abschluss des Buches bilden Ausführungen zur Schiffsverbindung zwischen Genua und Alexandria, der „Linea d'Egitto“. Für den Zeitraum Dezember 1869 bis September 1880 sind in einer großen Tabelle sämtliche auf der Linie verkehrenden Schiffe sowie ihre Abfahrts- und Ankunftszeiten in den Häfen Genua, Livorno, Neapel, Messina, Catania und Alexandria aufgeführt.
Das Buch wendet sich vorrangig an Sammler in Italien, der Text ist in italienisch. Doch die vielen Abbildungen sind auch ohne Sprachkenntnisse verständlich. Somit bildet es eine wertvolle Ergänzung zu der im Jahr 1998 von unserer ArGe herausgegebenen Studie von Francesco Dal Negro „Das italienische Postamt in Alexandria 1863 - 1884“.

Autor: Dr. Jürgen Glietsch