Italien Rundschau - Zeitschrift für italienische Philatelie und Postgeschichte

Italien Rundschau Heft 79 Februar 2016

Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Italien im BDPH e.V.

Titelseite der Italien Rundschau Heft 79 Februar 2016

Italien Rundschau Heft 79 Februar 2016

Arbeitsgemeinschaft Italien im BDPh e.V.; Bietigheim-Bissingen, 2016

Schlagworte: Arge Italien im BDPh e.V.

Artikel/Beiträge

Eric Werner Der einzig bekannte Brief aus Lombardei-Venetien nach Campione (d'Italia)
Schlagworte: Campione d´Italia Lombardei-Venetien

August Karl Der erste direkte Postflug von Rom nach Buenos Aires 1934 (2. Teil)
Schlagworte: Argentinien Flugpost / Luftpost

Thomas Mathà Der Ersttagsbrief des Österreichischen Lloyd Der Beginn der Postbeförderung in die Levante durch den Österreichischen Lloyd
Schlagworte: Konstantinopel Korfu Levante / Italienische Post in der Türkei Österreich Schiffspost Trieste (Stadt und Hafen) Vorphilatelie / Altbriefkunde

Stephan Jürgens Maschinenwerbestempel: Neues Frühdatum in Triest
Schlagworte: Maschinenstempel Trieste (Stadt und Hafen)

Stephan Jürgens Neuigkeiten zur Verwendung der Dani-Maschine in Bergamo
Schlagworte: Bergamo Enrico Dani Maschinenstempel Postautomation

Jerry KasperDie Aerogramme des Vatikans Das Pontificat Pius XII (Die 1950er Jahre)
Schlagworte: Ganzsachen Vatikan

Jerry KasperDie Aerogramme des Vatikans Druckfehler und Abarten der 55 Lire Ausgabe von 1950
Schlagworte: Ganzsachen Vatikan

Andreas HohmannItaliens kleine Eilande Die Liparischen Inseln Teil 1
Schlagworte: Italien - Land und Leute

Rezension aus Italien Rundschau Heft 79 Februar 2016

MATHÀ, Thomas: The Treasure of the Botanical Garden of Bologna - Printed matters, wrappers and letters of the Botanical Garden of Bologna 1834 - 1852

Eigenverlag; Bozen, 2015

Es ist eine ungewöhnliche Kombination auf einer Umschlagseite - die Abbildung einer kolorierten Zeichnung einer Rose und eines vorphilatelistischen Briefes. Sie versinnbildlicht aber in hervorragender Weise den Inhalt dieser Schrift, die mir der Autor, unser Mitglied Dr. Thomas Mathà aus Bozen, während der Internationalen Briefmarken-Börse in Sindelfingen im Oktober vergangenen Jahres überreicht hat. Es geht um die Vorstellung von an den langjährigen Direktor des Botanischen Gartens der Universität Bologna Prof. Bertoloni gerichteten Korrespondenz (Briefe, Drucksachen, Streifbänder) aus den Jahren 1934 - 1852. Antonio Bertoloni lebte von 1775 bis 1869. Er war ein herausragender italienischer Gelehrter (Botaniker) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein Hauptwerk ist die "Flora Italica" in 10 Bänden. Er stand in einem umfangreichen brieflichen Gedanken- und Informationsaustausch mit Institutionen und Gelehrten nicht nur in Italien, sondern auch in vielen europäischen Ländern. Dabei wurden häufig auch Pflanzensamen ausgetauscht. Ein großer Teil dieser Korrespondenz ist erhalten, sowohl in den Archiven des Botanischen Gartens und der Universität in Bologna als auch in den Sammlungen von Postgeschichtlern.

Nach einführenden Bemerkungen zur Überlieferung der Korrespondenzen, zum Botanischen Garten von Bologna und zu Leben und Bedeutung von Prof. Bertoloni analysiert der Autor 48 Belege unter postgeschichtlichen Aspekten. Schwerpunkt bilden dabei die Postgebühren. Bologna lag damals im Kirchenstaat, daher waren auch Briefe aus anderen Teilen Italiens Auslandspost. Viele Sendungen waren nur bis zu seiner Grenze frankiert. Die detaillierte Erläuterung der einzelnen Gebührenanteile, insbesondere auch von partiellen Portofreiheiten, ist eine wertvolle Hilfe für jeden postgeschichtlich interessierten Sammler, der sich mit vorphilatelistischen Belegen in den Kirchenstaat beschäftigt. Von allgemeinem Interesse ist dabei auch die als Anlage beigefügte ausführliche Tabelle der sogenannten "Tosti-Tarife" von 1844.

Die Abhandlung ist übrigens durchgehend in englischer Sprache geschrieben. Sie ist nicht im Handel erhältlich, aber eventuell noch beim Autor: thomasmathabz@gmail.com

Autor: Dr. Jürgen Glietsch

Gianfranco Mattiello: Crete and the Aegean Islands - a forgotten war, 1943-1945

Morgana-Edition; Schönefeld b Berlin, 2015

Der Autor ist ein wohlbekannter Postgeschichtler der wichtige Bücher und Artikel über die Kriegsgefangenen in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges, Zensur im Dritten Reich, Italienische Kriegsgefangene auf Rhodos, Zensur in Deutschen Konzentrationslagern und vieles mehr geschrieben hat.

Dieses Buch basiert auf einem Buch in italienischer Sprache des gleichen Autoren zum gleichen Thema welches 2006 erschienen ist. Es wirft viel Licht auf ein tragische Kapitel des Zweiten Weltkriegs, welche von vielen Historikern auf Grund der Nachkriegs "Political Correctness" oft beschönigt wurde. Die Sammler der Postgeschichte des Zweiten Weltkriegs bewegen sich ebenfalls in diesen Bahnen - der Tatsache geschuldet,dass dieses Thema ernsthafte Forschung nicht nur in der existierenden Literatur, sondern auch in Archiven erfordert. Die Archive sind aber durch Feuer udn Kriegsereignisse dezimiert worden. Mattiello ist einer der wenigen italienischen forschenden Postgeschichtlicher, de sich durch diese Herausforderungen nicht abschrecken lässt.

Im Vorwort erläutert der Autor: "Was ich erreichen wollte ist es dem Leser zur ermöglichen die Geschichte zu erleben, ... indem er liest, was die Protagonisten in jeden Tagen scheiben. Ich wollte ein Tagebuch schreiben, welches die Informationen tageweise anführt."

Cephalonia liegt nur 300 km von der italienischen Küste entfernt im ausgang des Golfs von Korint. Was aus Cephalonia passierte - das Massaker an der Acqui Division - war nicht das bestgehütete Geheimnis. Aber es gab einige Zurückhaltung bei der Beschaffung solider Informationen und Beweise zu den Geschehnissen, nachdem die Deutschen entdeckten, dass ihr bester Verbündeter einen Waffenstillstand mit dem Feind unterschrieben hatte. Von den 12.000 italienischen Soldaten auf Cephalonia starben 1.250 im Kampf und ca. 5.000 wurden von den Deutschen hingerichtet.Ungefähr 4.000,die sich ergeben hatten, wurden in Kriegsgefangenschaft genommen und im Oktober in Lager in Griechenland verschifft. Ein ziemlich detaillierter Bericht über die auf Cephalonia begangenen Kriegsverbrechen landete auf Mussolini's Tisch und wurde "Gesehen vom Duce" gestempelt - wie erwartet protestierte er nicht bei den Deutschen!

Die italienischen Zivilisten und Soldaten in der Ägäis und auf Cephalonia befanden sich in einer schrecklichen Situation, resultierend aus der schlechten Koordination und Strategie des Premierministers Pietro Badoglio - eine große Zahl bezahlt für die schrecklichen Fehler anderer mit dem Leben.

Mattiello führte massive Forschungen im Militärarchiv in Freiburg durch - seine Ergebnisse müssen professionelle Historiker erblassen lassen. Er hat keine Bedenken solche wichtigen Beweise als "Blaupause" für sein Buch zu benutzen und sollte hierfür gelobt werden.

Die Strapazen und Leiden der Italiener auf Cephalonia und den Ägäischen Inseln nach dem verhängnisvollen 8. September 1943 werden im Buch aufgezeigt. Ein Jahr später verlässt die Deutsche Armee den Süd-West-Sektor von Europa und lässt einige Garnisonen auf den Inseln zurück, die bis Mai 1945 Widerstand leisteten.

Die Deutsche Armee entwickelte eine spezielle Post - bekannt als "Inselpost". Dieser Aspekt ist gründlich erforscht und er gibt erwiesenermaßen ein großes Interesse sowohl bei Postgeschichtlern als auch "Durchschnittslesern", der erkennt wie viel Postgeschichte zum besseren Verständnis von Katastrophen wie dem Zweiten Weltkrieg beitragen kann.

Das erste Kapitel befasst sich mit den frühen Entwicklungen im Herbst 1943, als die Deutschen Durchgangslagern für die Kriegsgefangenen von den Inseln in Athen, Saloniki, Belgrad und Kreta einrichteten. In der Tat, ab Mitte September hatten die Deutschen ungefähr 40.000 italienische Kriegsgefangene. Also schossen in Griechenland die Lager wie Pilze aus dem Boden, während in der Ägäis der italienische Widerstand nur kurz war. Mit der Übernahme von Kos fanden sich die Deutschen mit 1388 englischen und 3245 italienischen Kriegsgefangenen wieder - auf Befehl Hitlers wurden der italienische Kommandant und hunderte Offiziere exekutiert. Auf Leros nahmen die Deutschen 3.200 britische und 5.350 italienische Kriegsgefangene. Weiter Kriegsgefangene wurden auf Samos gemacht und Lager aus Rhodos, Asguro, Afando, Damatra, Kalato udn Vati eingerichtet.

Die Entwicklung auf Kreta wird mit vielen vorher noch nicht untersuchten Informationen dargestellt. Bis 1944 wurde die Situation auf dem Balkan noch komplexer und der Vormarsch der russischen Armee im Spätsommer erzeugten einen Dominoeffekt der sich verheerend auf die deutschen Streitkräfte auswirkte. Mattiello dokumentiert jede Phase dieses Debakels. Kapitel 6 untersucht die Postdienste mit den griechischen Inseln, Schwerpunkt Deutsche Feldpost und ihren Abkömmling, die Inselpost.

Erwartungsgemäß gibt uns der Autor viele Informationen, die vorher - insbesondere für den englischsprachigen Leser - nicht zugänglich waren. Dieses sehr informative und gut produzierte Buch ist ein Muss für den ernsthaften Sammler.

Autor: Giorgio Migliavacca